Paris und Neapel

Altmeister Jean-Claude Bougueil steht seit 1977 am Herd seines historischen Backsteinhauses im romantischen Kaiserswerth – also stolze 37 Jahre, davon fast zwanzig mit drei Michelin-Sternen. Der Verfechter der großen französischen Küche mit Schwäche für japanische Akzente hat sich vor drei Jahren im Erdgeschoss ein Bistro mit Namen „Enzo im Schiffchen“ zugelegt, wo es auf hohem Niveau italienisch-neapolitanisch zugeht: Ein neuer Farbtupfer in der Geschichte des wie ein Schiff gebauten Parterre-Restaurants, das früher „Aalschokker“ und dann „Jean-Claude“ hieß.

Oben sitzt der Gast im eleganten Ambiente eines französischen Schlosses. Man braucht fünf Stunden und 289 Euro (mit Weinbegleitung), um das große Menü zu genießen: Da gab es letzten Sommer Seewolf in Kombo-Sud, Seezunge in Vanille, Rebhuhn in Schnepfenjus und Wagyu-Rind mit Nutasauce – spannende Erfahrungen für den, der schon alles gegessen hat. A la carte ist es günstiger, und es geht schneller – zumal sich die meisten Gerichte aus dem Menü auch dort wieder finden. Das früher recht steife Service-Personal ist jetzt jünger und fröhlicher (wenngleich nicht mehr so perfekt), und die Weinkarte kommt jetzt als iPad (wohl, weil kaum mehr einer das dickleibige Buch halten konnte). Für mich ist Bourgueil nach wie vor spitze.

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