Ristorante La Locanda, Köln

Reine Herzenssache


So waren sie früher, die berühmten „kleinen Italiener“: Das Ambiente schlicht, die Tische hübsch gedeckt und die Speisen wie im Urlaub. Die „Locanda“ in der Kölner Südstadt hält diese Tradition aufrecht - wenngleich die Tische schneeweiße Tücher und Stoffservietten bekommen haben und die Speisen heute raffinierter sind als in der frühen Wirtschaftswunder-Zeit. Im kleinen Lokal wirken der sympathische Sarde Franco Bernardini und seine junge Frau Milena Vigani aus der Lombardei. Franco hatte vor vielen Jahren das Restaurant „Bellevuechen“ in Rolandseck gegründet (und dort auch die dritte Hochzeit von Willi Brandt ausgerichtet), bevor es ihn in wieder nach Italien zog. Heimweh nach dem Rheinland brachte ihn zurück nach Köln, wo er vor zehn Jahren zusammen mit Milena die Locanda eröffnete.

Dort kommt eine bemerkenswerte Küche auf den Tisch - Klassiker aus Sar-dinien wie al dente gekochte Spaghetti in schwarzer Sauce oder „alla bottarga“, mit gepresstem Rogen vom Thunfisch (auch „sardischer Kaviar“ genannt), die perlenförmigen Nudeln namens „fregula“ mit Venusmuscheln oder „pane frattau“ mit Salsiccia-Sauce und Spiegelei. Hinzu kommen eige-ne Kreationen wie butterzarte Jakobsmuscheln auf Kürbiscreme und Zuc-chini, knuspriges Milchspanferkel mit gekonnten Bratkartoffeln oder ein hinreißendes Lammkarree mit selbst gezogenem Fond und geschmorten Gemüsewürfeln. Zum Nachtisch dann „seadas“, sardische Blätteteigtaschen mit Honig, oder (ganz untypisch) „Bratapfel-Semifreddo mit Schokola-densauce“. Eine originelle Küche mit Herz, weitab vom Einerlei gängiger italienischer Restaurants, grundehrlich und schmackhaft trotz der vielen un-gewohnten Zubereitungen, die man erst für sich entdecken muss.

Natürlich sind auch viele Weine sardischen Ursprungs - beispielhaft der weiße Vermentino oder der rote Cannonau, die ihre früher etwas merkwür-dige Stilistik inzwischen abgelegt haben und auch nordeuropäischen Gau-men munden. Bedauerlich ist nur, dass wir die lebhafte und höchst liebens-würdige Chefin die meiste Zeit in der Küche erlebten statt bei den Gästen. Die müssen sich dann mit Helferinnen begnügen, die zwar fleißig sind, aber den Charme der Gastgeberin nicht erreichen.

Fotos: Peter Boettcher (photopb.de)

Ristorante La Locanda

Zugweg 3
50677 Köln

Telefon (0221) 3 10 93 70
Internet: www.ristorantelalocanda.de

Restaurant mit 40 Plätzen
Küche: 18.30-23 Uhr
Ruhetag: Montag
Nur Barzahlung