Einfach Österreich bei Scherz

Michael Scherz (28), der junge Küchenchef aus „Gruber’s Restaurant“ im Villenviertel rund um das Oberlandesgericht, hat sich selbständig gemacht und in der Berrenrather Straße ein eigenes Restaurant eröffnet. Wo früher der Italiener Sergio kochte, weht jetzt der Wind Österreichs: Tafelspitz und Backhendl, Wiener Schnitzel und Tafelspitz stehen auf der Karte - und die Anrainer scheinen förmlich darauf gewartet zu haben, denn der Laden ist jeden Abend gut gefüllt. 

Die Einrichtung ist zum Erbarmen schmucklos: Schlichte Stühle, blanke Tische, gerade mal ein Läufer ist gestattet - aber es gibt Stoffservietten, was Gutes verheißt, und ein Teelicht brennt. Über der Espressomaschine hinter der Theke prangt ein mächtiger Hirschkopf, aus Holzscheiben zusammengefügt - augenzwinkerndes Alpen-Folklore und irgendwie Leitmotiv der Küche: Klassisch zwar, aber mit neuen Ideen und gerne auch mal ein bisschen schräg. Denn außer den Klassikern der Alpenküche stehen auch Landschwein-Züngerl und Iberico-Backerl auf geräuchertem Grünkohl auf der Karte, Weinbergschnecken Vorarlberger Art und gebratenes Kalbsherz in Madeirajus. Scherz probiert gern Neues aus, was die Karte unterhaltsam macht. 

Der Renner ist das Wiener Schnitzel: Zwei mächtige, goldgelbe und wellige Apparate, von schwachen Essern kaum allein zu bewältigen. Dass auch Kartoffel-Gurkensalat dazu gehört, merkt man erst, wenn man sich langsam auf den Tellerboden durchgearbeitet hat. Die Panade kross und wohlschmeckend, das Kalbsschnitzel keineswegs nur eine dünne Scheibe, sondern richtig Ware. Ich empfehle dringend, die Beilage (es gibt auf Wunsch auch Bratkartoffeln dazu) in Extra-Schälchen zu bestellen - oder sich das Gericht zu zweit zu teilen, denn man will ja noch anderes probieren: das Erdäpfel-G’röstl zum Beispiel, ein kräftiges Rindssupperl oder das Rascasse-Filet mit Schwarzwurzel und Wacholder-Karfiolpüree. Wohl dem, der es bis zum köstlichen Kaiserschmarren schafft, denn der ist in Österreich sozusagen Pflichtprogramm. 

Die Weinkarte hat kräftig zugelegt - dank der Schwester des Inhabers, die sich auf den Titel eines Master Sommelier vorbereitet und bis Frühjahr 2015 hier die Praxis geübt hat. Es gibt Vielerlei aus Österreich, was gut und besonders ist, und fast alles auch glasweise. Da kann man  außer einer Vielzahl von Grünen Veltlinern auch aufregende Cuvees junger steirischer Winzer entdecken. 

 

Scherz Restaurant

Berrenrather Straße 242
50939 Köln, 

Telefon (0221) 16 92 94 40
Internet: www.scherzrestaurant.de

Restaurant mit 28 Plätzen
Küche 12-15, 18-22 Uhr
Montag Ruhetag
Zahlungsmittel: ec-Karte